Konrad Pinegger
Was ist Deine Vision, warum machst Du was Du machst?
In meiner jahrzehntelangen Arbeit habe ich immer spirituelle Gesetzmäßigkeiten und psychotherapeutische Ansätze zu vereinen gesucht. Besonders in der Aufstellungsarbeit.
Die Erfahrungen, die ich dabei gesammelt habe, zusammen mit den Erkenntnissen während des Schreibens des Buches „Wir sind das, was wir Gott nennen“ (es wurde nach einer „inneren Stimme“ niedergeschrieben), führten mich dahin, zu sehen, dass all unseren Problemen, Schwierigkeiten und Krankheiten eine innere Spaltung zugrunde liegt. Diese Spaltung entsteht ganz einfach dadurch, dass wir unser wahres Wesen nicht in diese dichte Welt hinüberretten können und sich daher in einen unbewussteren Bereich zurückzieht. Gleichzeitig kreieren wir aber, nachdem wir auf die Welt gekommen sind, einen anderen inneren „Teil“, der aus allem Gelernten besteht und ein „Ego“ auf den Plan ruft, welches mit dem ursprünglichen, unbewussteren Teil oft in Konflikt steht. Je nach dem, wie diese inneren Teile in Konflikt miteinander stehen oder liebevoll im Einklang sind, erschaffen wir unsere Welt, unser Leben. Das „äußere“ Leben spiegelt die innere Situation wieder.
Durch die Versöhnung der inneren Spaltung, indem wir also liebevoller mit uns selbst umgehen, breitet sich diese Haltung auch in unsere Umwelt aus.
Meine Vision ist also, durch die Versöhnung mit sich selbst eine liebevollere Welt zu schaffen.
Was ist Deine Philosophie hinter dem was Du tust?
Die Welt, in der wir leben, tritt nur für uns in Erscheinung, damit wir in ihr agieren können. Sie ist aber dennoch nur Illusion. Wir erschaffen eine illusionäre, begrenzte Welt aufgrund unseres Glaubens an die Illusion, das getrennt Sein und Begrenzung. Wir irren in dieser illusionären Welt herum, bis wir den Ausgang finden (wie in der „Truman Show“). Der Ausgang ist unser Erkennen, dass wir ungetrennt und „eins“ sind. Eins auch mit dem Schöpfer und der Schöpfung. Aller Irrtum kommt aus dem Glauben an Getrenntheit. Dieser Glaube führt uns zu Anhaftung und Streben. Anhaftung und Streben führen zum Kreieren neuer Illusion und Leid. Leid könnte uns zum Ausgang führen, doch meistens wollen wir es lieber abwenden als die Chance nützen und verharren so in der leidvollen Welt. Würden wir ohne Bewertung annehmen, was ist, würde sich uns das „verlorene Paradies wieder eröffnen – wir hätten den Ausgang gefunden.
Was ist das Erlebnis das Dich auf diesen Weg gebracht hat:
Ich möchte mein Lieblingserlebnis heraus greifen. Als Jugendlicher und Suchender kam ich zu einem alten taoistischen Klassiker, es war Dschuang Tse’s „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“. Ich las es beständig, denn es kostete schließlich viel Geld, jedoch ohne irgendetwas darin zu verstehen. Ich war zunehmend frustrierter, ich konnte mir nicht so viele Bücher leisten und wollte doch aus den angeschafften irgendeinen Nutzen ziehen. So war ich ca. in der Mitte angekommen und hatte den Eindruck eines kleinen Erdbebens. Der Ruck ging auch durch mich und öffnete scheinbar irgendetwas in mir. Denn plötzlich verstand ich, was in den Geschichten Dschuang Tse’s gemeint war. Ich erkannte, dass man diese Geschichten gar nicht rationell verstehen konnte, sondern sie eine weitere Dimension eröffnen, nämlich des Zulassens von etwas und des Wirkenlassens, anstatt Dingen nachzujagen oder etwas auf Biegen und Brechen verstehen zu wollen. Dieses Erlebnis führte im Weiteren zum Erkennen, dass wir als menschliche Kanäle gedacht sind, durch die etwas Heilsames und Wunder-volles in die Welt fließen kann und nicht als Ego-gesteuerte Individuen, die versuchen, dem Leben etwas abzuringen, um den Schmerz der „Getrenntheit“ ertragen zu können.