Krankheit im Spiegel von Leben und Tod

Corona Krise – Jenseits von Angst und Hoffnung

In einem Interview mit Volker Lesch legt Konrad Pinegger dar, wie Sie die momentane Krisensituation nützen können um das Wesentliche im Leben mehr zu erkennen. Er führt uns dabei zu einer inneren Haltung, die jenseits von Angst und Hoffnung liegt. Um diese Haltung einnehmen zu können, ist ein Prozess des Einlassens auf das Wesentliche, das hinter den Formen des Festhaltens an Vorstellungen und Bildern der Wirklichkeit wirkt und webt, nötig. Dadurch hilft ie Krise nach dem massiven Verlassen unserer Mitte (auch kollektiv) , wieder in diese zurückzufinden. Konrad Pinegger zeigt, wie unsere inneren Haltungen sich als „äußere“ Lebenssituationen zeigen und wie wir diese durch Änderung dieser inneren Haltungen ebenso verändern können.

Der Corona-Virus bietet eine Chance uns zu erinnern. Eine Chance, mit unserer wahren Natur, die in uns liegt, wieder Kontakt aufzunehmen. Ich bin überzeugt, dass der Kontakt mit dem Wesentlichen in uns neben der Einhaltung der Verhaltensregeln einen profunden spirituellen Schutz darstellt und überdies uns die Angst nimmt. Alle, die sich für den Beitrag interessieren, sind herzlich eingeladen, in einer täglichen kleinen Meditation den Kontakt zum Wesentlichen in uns herzustellen.

Der Text zum Film:

Möglicherweise könnt Ihr keine Weisheiten mehr hören, die sich auf den Corona Virus beziehen, wer aber doch noch ein offenes Ohr hat etwas aufzunehmen, dem möchte ich schon im Voraus danken.

Was ich heute mit Euch teilen möchte, ist ohnedies allgemein. Nur sei wieder darauf hingewiesen, dass die Corona-Krise eine große Chance darstellt. Meine Kollegin Uschi Bell schrieb in ihrem Newsletter, dass das chinesische Wort für Krise sich aus 2 Einzelzeichen zusammensetzt, nämlich aus Gefahr und Chance. Das erinnert uns an die Botschaft aus „Ein Kurs in Wundern“, dass wir uns ja ständig zu entscheiden haben zwischen Angst und Liebe. Ich füge ja immer an, dass es an und für sich nur die Liebe gibt und die Angst nur ein verdichteter Zustand, also ein Aggregatzustand der Liebe ist. Wie können wir also die Angst wieder zur Liebe entdichten?

Um die Chance für unser Wachstum zu nützen, könnte es die richtige Zeit sein, sich spirituellen Gesetzmäßigkeiten zu erinnern, welche uns Orientierung für unser Wachstum geben könnten. Eine grundlegende Weisheit des Buddhismus sagt: Sei ohne Angst und sei ohne Hoffnung. Das ist eine sehr tief gehende und auch äußerst anspruchsvolle Weisheit, wenn man versuchen will, dies in seinem Leben umzusetzen.

Dass wir keine Angst zu haben brauchen, wissen wir zumindest theoretisch. Es ist eine Frage des Vertrauens. Doch die nächste Frage ist: Gibt es da etwas, in das ich Vertrauen haben kann? Dass die Lebensgeschicke neben unseren persönlichen Entscheidungen und Haltungen sinnvoll geleitet und geführt werden, steht für mich außer Zweifel, denn das erlebe ich täglich. Wenn also Angst vorherrscht und nicht Vertrauen, liegt es daran, dass wir nicht sehen oder sehen wollen, was uns führt und leitet. Dazu kommt, dass das, was Ereignisse hervorbringt auch stark von unseren inneren Haltungen abhängt, denn diese zeigen sich in der „äußeren“ Lebenssituation. Wir könnten also Vertrauen an Stelle von Angst haben, wenn wir uns auf die spirituelle Ebene unseres Seins einlassen. Auch das ist meines Erachtens ein Aspekt von Reife und Wachstum.

Doch wie ist es mit der Hoffnung? Ist das nicht etwas zutiefst Positives, etwas das uns hält, tröstet und uns hilft durchzuhalten? In der buddhistischen Sichtweise würde man sagen: „Nein, sie ist wie die Angst nur Illusion“. Denn wenn man genau hinschaut, ist die Hoffnung nur eine andere Version der Angst. Sie ist ein Festhalten daran, dass etwas Bestimmtes eintreten möge, dass ich etwas Bestimmtes gewinnen möge oder etwas anderes nicht verlieren will, wie hier z.B. die Gesundheit oder gar das Leben.

Im buddhistischen Kontext ist einerseits das Mitgefühl, das die Einheit aller empfindenden Wesen bestätigt etwas Wesentliches, doch andererseits wird keine Situation höher als eine andere bewertet. Wir sprechen von Gleich-Mut und ungewisser Zuversicht. In der Hoffnung aber bewerten wir ein Ereignis höher als ein anderes. Gesund zu sein ist erstrebenswerter als krank. Das ist einesteils natürlich, so zu denken und andererseits tut die Hoffnung so, als könnte sie etwas Magisches bewirken. Wenn ich nur stark genug hoffe, stellt sich vielleicht das Erwünschte ein oder andererseits, wenn ich die Hoffnung aufgebe, habe ich das Gefühl dem „schlechten Schicksal“ Tür und Tor zu öffnen. Wenn ich schaue, was wirklich wirkt, so ist es immer die Absichtslosigkeit. So habe ich auch in unserer täglichen Meditation um 6.15 Uhr empfohlen, einen Wunsch auszusenden, nämlich die baldige Reflektion der Menschen und Genesung von der Corona-Erkrankung, und dann sofort wieder loszulassen und zu vergessen.

Wenn Ihr Euch (Vielleicht auch nur für diese Sekunde) darauf einlassen mögt, dass alles was eintritt (ohne Wertung) das Beste ist, was eintreten kann, brauche ich keine Hoffnung mehr und keine Angst. Ich kann in diesem Moment die volle Lebensqualität genießen, selbst wenn ich davor stehe, diese Welt zu verlassen. Das zu sagen ist gewagt, nicht wahr? Ist es deshalb weniger wahr?

Lasst uns das einfach als Gedankenspiel machen.

Unser Leben wird nicht aufhören, ganz sicher nicht, aber für uns alle wird sich irgendwann die Form wandeln. Jetzt könnten wir reflektieren: An was halte ich eigentlich fest, wenn ich mich an dieses Leben klammere? Was ist das wirklich Wesentliche darin, für das es sich „lohnt“ zu leben? Wenn ich auf mein Leben schaue, geht schon einmal ein Großteil den Bach runter. Doch ein paar % Essentielles bleibt übrig. Tiefe Liebe zu meinen Nächsten und Freunden, zu meiner Arbeit, zur Natur und Musik z.B. Doch das wirklich Wesentliche wird nicht vergehen, es wird immer Bestand haben (nichts Wirkliches kann bedroht werden. Nichts Unwirkliches existiert. Hierin liegt der Frieden Gottes. In “Ein Kurs in Wundern”). So lasst uns der Krise begegnen ohne Angst und auch ohne jede Hoffnung, denn es wird das passieren was passiert. Das bedeutet, hilfreiche Herzenswünsche und Mitgefühl auszusenden, um dann gleich wieder in die Absichtslosigkeit zu gehen („Dein Wille geschehe“) und im Gleich-Mut und der ungewissen Zuversicht zu bleiben (wir begegnen allen Ereignissen mit dem gleichen Mut und der Gewissheit, dass das Wesentliche nie bedroht ist), wie Katie Byron sagt: „Nur für den Rest unseres Lebens“.

Ich denke, gerade in diesen Tagen haben wir nur die Wahl, zu reflektieren und all unsere Ängste loszulassen, all unsere Hoffnungen und ein innerlich wirklich freies Leben zu beginnen, oder angstvoll an unseren unreflektierten Lebensbildern festzuhalten.